Dies ist eine HTML Version eines Anhanges der Informationsfreiheitsanfrage 'Request to EFSA for scientific opinion on "new GMOs"'.

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 Deutscher Bundestag
 
Ausschuss für
 
Ernährung und Landwirtschaft
 
Ausschussdrucksache 
19(10)273-E
Stellungnahme des  
ÖA "Gentechnik" am 4. Nov. 2019
Bundesamtes für Naturschutz (BfN) 
30. Oktober 2019
 
für die 38. Sitzung  
des Ausschusses für Ernährung und Landwirtschaft 
öffentliche Anhörung zu: 
- Antrag der Fraktion der FDP
Chancen neuer Züchtungsmethoden erkennen - 
Für ein technologieoffenes Gentechnikrecht 
BT-Drucksache 19/10166 
- Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
Agrarwende statt Gentechnik - Neue Gentechniken  
im Sinne des Vorsorgeprinzips regulieren und  
ökologische Landwirtschaft fördern 
BT-Drucksache 19/13072 
am Montag, dem 4. November 2019, 
12:30 Uhr 
Marie-Elisabeth-Lüders-Haus, 
Adele-Schreiber-Krieger-Str. 1, 10117 Berlin, 
Anhörungssaal 3.101 

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38. Sitzung des Ausschusses für Ernährung und Landwirtschaft des
Deutschen Bundestages am 04. November 2019

Prof. Dr. Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz 
Stel ungnahme: 
Potenziale der neuen Gentechniken erfordern konsequente Anwendung 
des Vorsorgeprinzips 

1. Einleitung
Die rasanten technischen Durchbrüche in der Gentechnik  ermöglichen grundsätzlich neue 
Möglichkeiten  in der  ganzen Bandbreite biotechnologischer  Anwendungen, über die 
verschiedensten Organismengruppen hinweg und in unterschiedlichen Eingriffstiefen. Neben 
den  Entwicklungen  im Bereich Bioinformatik, Robotik, Automatisierung, und 
Miniaturisierung, ist hier vor allem CRISPR/Cas zu nennen.  Dies macht die neuen 
Gentechniken zu einem wirkmächtigen Instrument – auf Ebene der mit ihnen verbundenen 
Chancen, aber auch auf Ebene der Risiken, die eine Freisetzung dieser  gentechnisch 
veränderten Organismen (GVO) für Mensch und Natur bergen kann. 
„Neue Gentechniken“ sind ein Sammelbegriff für viele Verfahren, die zu unterschiedlichsten 
Anwendungen führen können  und u.a. Genomeditierung, also die zielgerichtete 
Veränderung von Erbgut durch Einsatz molekularbiologischer Techniken  erlauben. Solche 
neuen Gentechniken  können für Eingriffe ins Genom eingesetzt werden, die  gezielt 
Veränderungen der Erbinformation bewirken. Die Bandbreite erstreckt  sich hier von der 
zufälligen  Veränderung  einzelner Buchstaben der DNA an vordefinierter Position (side 
directed nuclease  1; SDN-1) über deren  gezielte  Veränderung an vordefiniter  Position 
(SDN-2) bis hin zur Veränderung oder dem Einführen ganzer Gene (SDN-3).So wie SDN-3 
lassen sich auch SDN-1 und SDN-2 seriel  anwenden und erlauben auch dadurch 
grundlegende Änderungen in  Organismen.  Die Umgestaltung der Organismen kann 
weitreichend sein –  in der Synthetischen Biologie sollen beispielsweise GVO zur  raschen 
1 Schiemann et al., Risk Assessment and Regulation of Plants Modified by Modern Biotechniques: Current Status and Future 
Chal enges. Annual review of plant biology. 70, 699–726 (2019), doi:10.1146/annurev-arplant-050718-100025. 


link to page 3 link to page 3 link to page 3 Veränderung von wild lebenden Populationen mittels Gene Drives genutzt werden2.  
Neue Gentechniken, und besonders ihr derzeit  mächtigstes Werkzeug CRISPR/Cas,  zeigen 
keine technikspezifischen Einschränkungen für Organismengruppen und sind somit 
grundsätzlich universel  einsetzbar.3  Daher haben neue Gentechniken  große Potentiale  in 
vielen Bereichen der Biotechnologie, von der Grundlagenforschung bis hin zur Nutzung von 
GVO als Produktionsplattform. Als besonders vielversprechend gilt ihr Einsatz in der Medizin. 
Hier wie auch in allen anderen Anwendungsbereichen  können  Risiken nicht per se 
ausgeschlossen  werden und müssen  im  Einzelfall ausreichend  untersucht und  bewertet 
werden.
2.  Risikobewertung und Monitoring 
Der EuGH hat in seinem Urteil in der Rechtssache C-528/16 festgestel t, dass mit gerichteter 
Mutagenese veränderte Organismen (SDN-1 und SDN-2) unter den Anwendungsbereich der 
Freisetzungsrichtlinie 2001/18/EG fallen und die gerichtete Mutagenese somit eindeutig 
Gentechnik im Sinne der Richtlinie ist. Das Urteil wird unter anderem damit begründet, dass 
sich die mit dem Einsatz von Verfahren der gerichteten Mutagenese verbundenen Risiken als 
vergleichbar mit den Risiken der Transgenese  erweisen könnten. Der EuGH  grenzt die 
gerichtete  Mutagenese  deutlich von der Zufallsmutagenese  ab, denn erstere kann 
Organismen deutlich schneller und umfangreicher verändern als letztere, die seit langem als 
sicher gilt. 
Das  Urteil des EuGH  wird  dem heutigen Stand der Wissenschaft gerecht, weil es die 
Dynamik der Entwicklung würdigt wie auch  das  Potential, Organismen schneller, 
umfangreicher
 und somit wirkmächtiger verändern zu können. Für die neuen Gentechniken 
gibt es keine history of safe use (d.h. sie gelten nicht „seit langem als sicher“) und künftige 
Entwicklungen der Forschung sind nicht abschätzbar.  Dies  ist  begründet  durch die zum 
Einsatz kommenden biotechnologischen Werkzeuge und durch die erweiterten Potentiale, 
die diese Techniken im Vergleich zur Zucht haben. 
Gerichtete Mutagenese (hier auch Genomeditierung) ist gegenüber  Zufal smutagenese 
aufgrund  ihrer  höheren  Eingriffstiefe  weitaus wirkmächtiger:  beispielsweise  kann direkter 
und schnel er  in essentielle Prozesse einer  Pflanze, wie z.B. Stoffwechselwege oder 
Hormonregulation,  eingegriffen werden oder es  können  auch direkt  sekundäre 
Pflanzenmetabolite verändert werden, die negativen Einfluss auf Mensch und Umwelt haben 
                                                      
2 Gene Drives sind Techniken, mit denen Veränderungen zusammen mit einem genetischen Kopiermechanismus in 
Populationen eingebracht und dann an alle Nachkommen weiter übertragen werden, so dass sie sich rasch auf die ganze 
Population ausbreiten. 
3 Um CRISPR/Cas und andere Werkzeuge der neuen Gentechniken in Zellen einzubringen, braucht es weitere 
Hilfstechniken, die spezifisch an die Zel typen der jeweiligen Organismen angepasst werden müssen. Hier gibt es 
Nachholbedarf, aber zuletzt auch rasante Fortschritte. 
4 Eckerstorfer et al., An EU Perspective on Biosafety Considerations for Plants Developed by Genome Editing and Other New 
Genetic Modification Techniques (nGMs). Frontiers in bioengineering and biotechnology. 7, 319 (2019), 
doi:10.3389/fbioe.2019.00031. 


link to page 4 link to page 4 link to page 4 link to page 4 link to page 4 können. Durch  ihre  einfache und schnel e Anwendbarkeit  werden durch Genomeditierung 
Organismen erwartet, die gleichzeitig mehrere bis viele beabsichtigte Veränderungen  im 
Genom tragen. Multiplexing  und  Stacking,  also die mehrfache und/oder parallele 
Veränderung der Erbinformation an verschiedenen Positionen, werden bei Genomeditierung 
in Zukunft die Regel sein.5 Risiken durch die gentechnischen Veränderungen können sich in 
allen,  auch  für herkömmliche GVO zu prüfenden  Kategorien der Freisetzungsrichtlinie 
ergeben. Bei genomeditierten Pflanzen sind besonders eine potentiel  erhöhte Fitness und 
Konkurrenzkraft  (die bei einer Ausbreitung in der Natur  etwa  zur Verschiebung von 
Artenspektren bis hin zur Invasivität führen kann), veränderte Stoffwechselprodukte sowie 
eine potentielle Auskreuzung in wildverwandte Arten zu prüfen. 
Die  vermeintliche Präzision  der Genomeditierung6  kann nicht für al e Anwendungen 
ungeprüft angenommen werden. Untersuchungen zeigen, dass durch Genomeditierung ein 
Genom zusätzlich zur gewünschten Editierung auch an entfernteren Stel en, neben und 
direkt am Zielort in verschiedener Weise verändert werden kann.7 Der Umfang ungewol ter 
Veränderungen  hängt von vielen experimentellen Faktoren ab, nicht zuletzt von der 
Gründlichkeit, mit der Entwickler das Genom  ihres neuen  GVO  (nGVO)  analysieren. 
Prominent ist der kürzlich aufgetretene  Fal  hornloser Rinder.8  Mitarbeitende  der US-
Lebensmittelbehörde (FDA) entdeckten, dass die mit TALEN-Nukleasen veränderten Tiere – 
anders als von der  Entwicklerfirma Recombinetics dargestellt  –  größere Teile Fremd-DNA, 
darunter  Antibiotikaresistenzgene, enthalten.  Letztere sind bakteriel en Ursprungs und 
wurden als Hilfsmittel zusammen mit den TALEN-Genen, die die beabsichtigte Veränderung 
im Genom der Tiere bewirken, eingeführt. Die  Fremd-DNA wurde unbeabsichtigt an der 
veränderten Genomstel e eingefügt. Auch bei Anwendungen von CRISPR/Cas können solche 
unbeabsichtigten Veränderungen  passieren, da häufig Fremd-DNA  als Hilfsmittel in einem 
Zwischenschritt verwendet wird und ungewol t im Genom verbleiben kann9  Das macht 
deutlich: nGVO dürfen nicht ungeprüft in Verkehr und in die Umwelt gebracht werden. 
Es ist davon auszugehen, dass nGVO vielschichtig mit der Umwelt interagieren und sich die 
zu beobachteten Räume  dadurch erweitern. Für das Monitoring sind daher, über die 
                                                      
5 Fischer et al., Efficient production of multi-modified pigs for xenotransplantation by 'combineering', gene stacking and 
gene editing. Scientific reports. 6, 29081 (2016), doi:10.1038/srep29081; 
Sánchez-León et al., Low-gluten, nontransgenic wheat engineered with CRISPR/Cas9. Plant Biotechnol J. 16, 902–910 
(2018), doi:10.1111/pbi.12837; 
Wang et al., Simultaneous editing of three homoeoal eles in hexaploid bread wheat confers heritable resistance to powdery 
mildew. Nature biotechnology. 32, 947–951 (2014), doi:10.1038/nbt.2969. 
6 Mitunter werden nur einige wenige Basenpaare am Zielort des Genoms verändert. 
7Cul ot et al., CRISPR-Cas9 genome editing induces megabase-scale chromosomal truncations. Nature communications. 10, 
1136 (2019), doi:10.1038/s41467-019-09006-2;  
Simeonov et al., A large CRISPR-induced bystander mutation causes immune dysregulation. Communications biology. 2, 70 
(2019), doi:10.1038/s42003-019-0321-x. 
Thomas et al., Col ateral damage and CRISPR genome editing. In: PLoS genetics 15 (3), e1007994. (2019) doi: 
10.1371/journal.pgen.1007994. 
8 Norris et al., Template plasmid integration in germline genome-edited cattle. Submitted. (2019) 
9 Braatz et al., CRISPR-Cas9 Targeted Mutagenesis Leads to Simultaneous Modification of Different Homoeologous Gene 
Copies in Polyploid Oilseed Rape (Brassica napus). (2017). In: Plant physiology 174 (2), S. 935–942. DOI: 
10.1104/pp.17.00426. 


link to page 5 vorhandenen Konzepte hinaus, fal spezifische Monitoringkonzepte zu entwickeln. Dabei sind 
die spezifischen Expositionspfade, die Persistenz und Ausbreitung sowie die ökosystemaren 
Wirkungen der nGVO bzw. deren gentechnische Veränderung zu beobachten. 
Für komplexe nGVO, die z.B. aus der Anwendung der Synthetischen Biologie wie Gene Drives 
hervorgehen und auch wild lebende Populationen verändern können, ergeben sich darüber 
hinaus  zusätzliche Anforderungen an die  Risikobewertung  und das Monitoring.10  Das BfN 
setzt sich dafür ein, bei solchen  Organismen die  klassische Risikobewertung um  eine 
Technikfolgenabschätzung  zu  erweitern, die neben  ethischen  und sozialen  Fragen  des 
Einsatzes solch wirkmächtiger  Technologien  auch  eine Evaluation der Alternativen 
berücksichtigt. 
Zusammenfassend  ist  festzuhalten, dass eine  umfassende  Risikobewertung al er GVO 
immer  auch die  Art und den  Umfang der gentechnischen Veränderung berücksichtigen 
muss. Das ist nur mit einer Einzelfal prüfung (case by case-Verfahren) möglich, wie sie die 
geltende Rechtslage gewährleistet. 
3.  Naturnähe und Risikobewertung 
Oft wird das Argument ins Feld geführt, die grundlegenden Prinzipien bei der Anwendung 
der neuen Gentechniken und insbesondere CRISPR/Cas  seien  dieselben  wie bei zufälligen 
natürlichen Mutationen und auch die Mutationszüchtung beruhe auf demselben Vorgang. 
Der Genomeditierung wird somit oftmals eine Naturnähe unterstel t und hieraus ein per se 
geringeres  Risiko  abgeleitet. Diese Gleichsetzung ist allerdings ein naturalistischer 
Fehlschluss und demnach für eine Risikobewertung nicht geeignet. Vielmehr muss das 
Potential  von  Genomeditierung  im  Einzelfall  (s.o.)  und unter Berücksichtigung des 
Vorsorgeprinzips diskutiert werden. Denn auch wenn etwas in der Natur vorkommt, heißt 
das nicht automatisch, dass es zugleich sicher ist: auch in der Natur gibt es Gentransfers über 
Artgrenzen  hinweg, und es gibt verschiedene Beispiele, dass Viren durch natürliche 
Mutationen, die sich nicht verhindern lassen,  schädlicher  bzw. überhaupt erst pathogen 
werden können. Wenn aber der Mensch aktiv Organismen gentechnisch verändert, sol te er 
nur solche Veränderungen einführen, die vertretbare Risiken für die menschliche Gesundheit 
und die Natur mit sich bringen. Denn auf dem Prüfstand des Rechts stehen nicht die Natur, 
sondern stets der Mensch und die Auswirkungen seines  Handelns. Die vermeintliche 
Naturnähe menschlichen Handelns entkräftet diesen Grundsatz nicht. Im Gegenteil: 
Verantwortliches menschliches Handeln ist die Grundvoraussetzung für die Anwendbarkeit 
von Recht. 
 
                                                      
10 Simon et al., Synthetic gene drive: between continuity and novelty. EMBO reports (2018), 
doi:10.15252/embr.201845760. 


link to page 6 link to page 6 link to page 6 link to page 6 4.  Vorsorgeprinzip muss beachtet werden 
Der EuGH begründet sein Urteil auch mit der notwendigen Beachtung des Vorsorgeprinzips
das im europäischen Primärrecht verankert ist und somit bei der Ausgestaltung der 
Freisetzungsrichtlinie 2001/18/EG berücksichtigt worden ist.  Die Mutagenesezüchtung 
wurde aus der Regulierung der Freisetzungsrichtlinie ausgenommen, da diese seit langem 
als sicher gilt
  (history of safe use). Dies lässt sich nicht auf die neuen Gentechniken 
übertragen, da für diese bisher sehr wenige Daten und Erfahrungen  vorliegen. So werden 
nach derzeitigem Wissensstand weltweit lediglich zwei mit neuen Gentechniken veränderte 
Pflanzensorten  kommerziell  angebaut.11  Auch  gibt es in Europa bisher  nur  wenige 
Freisetzungsanträge mit nGVO.12 
Die Regulierung gentechnischer Anwendungen, d.h. die Knüpfung ihrer Zulassung an 
definierte Voraussetzungen und insbesondere eine Risikobewertung  und ein Monitoring 
dient der Beachtung  des  Vorsorgeprinzips  und schränkt  die Forschungsfreiheit in 
Deutschland nicht unangemessen ein. Regulierung ist hier als Chance zu verstehen und nicht 
als Verhinderung. Dies gilt gerade auch für die Grundlagenforschung, in der Deutschland bei 
der Erforschung neuer Gentechniken wie CRISPR/Cas eine führende Rolle spielt. Denn nur 
wenn neue Gentechniken
 sicher eingesetzt und gesel schaftlich akzeptiert werden, lassen 
sich die damit verbundenen Möglichkeiten auch  realisieren  und  können  sich langfristig 
durchsetzen. 
5.  GenTG und Freisetzungsrichtlinie sind geeignete Regulierungsrahmen 
Insgesamt zeigt sich, dass die Freisetzungsrichtlinie (2001/18/EG) und das GenTG als 
nationales Umsetzungsgesetz einen ausgewogenen, sachgerechten, und vor al em 
hinreichend flexiblen Regulierungsrahmen darstellen. Sie gewährleisten insbesondere die für 
eine sachangemessene Risikoprüfung notwendige Einzelfal prüfung,  wie oben bereits 
dargelegt.  Die in der Diskussion regelmäßig anzutreffende Behauptung, dass das geltende 
Freisetzungsrecht einen veralteten verfahrensbezogenen Ansatz verfolge, geht dabei an der 
Realität vorbei.13  Zum einen stel t die Richtlinie 2001/18/EG neben verfahrensbezogenen 
Aspekten unter anderem im Bereich der Risikobewertung sehr wohl auch auf das Produkt 
ab. Zum anderen zeigt die Analyse der weltweit zur Freisetzung existierenden Gesetze, dass 
es „den“ verfahrens-  oder produktbezogenen Ansatz ohnehin so  nicht gibt, sondern 
Regulierung und Gesetzesvollzug regelmäßig sowohl den Technikeinsatz als auch das daraus 
resultierende Produkt adressieren.14 
                                                      
11 In den USA und Kanada wird der herbizidresistente Raps von Cibus angebaut, in den USA eine fettsäureveränderte 
Sojabohne von Calyxt. Der Raps wurde mit ODM, die Soja mit TALEN verändert. 
12 Vol ständig dokumentiert werden Freisetzungsversuche mit neuen Gentechniken erst seit dem EuGH-Urteil. 
13 Eckerstorfer et al., Plants Developed by New Genetic Modification Techniques-Comparison of Existing Regulatory 
Frameworks in the EU and Non-EU Countries. Frontiers in bioengineering and biotechnology. 7, 26 (2019), 
doi:10.3389/fbioe.2019.00026. 
14 Dederer and Hamburger, Regulation of genome editing in plant biotechnology, A comparative analysis of regulatory 
frameworks of selected countries and the EU (2019). 


link to page 7 link to page 7 link to page 7 Die mit dem Urteil des EuGH einhergehenden Folgen lassen keine nennenswerten 
rechtlichen Verwerfungen erwarten. Zunächst einmal bewirkt der Umstand, dass die 
Freisetzungsrichtlinie 2001/18/EG und die Systemrichtlinie 2009/41/EG nach unbestrittener 
Auffassung seit jeher ein Komplementärsystem darstellen15, in dem das GVO-Verständnis in 
beiden Richtlinien identisch ist. Darüber hinaus führt das auch die Systemrichtlinie prägende 
Vorsorgeprinzip dazu, dass Risiken hier nicht anders bewertet werden dürfen als im 
Anwendungsbereich der Freisetzungsrichtlinie. Auch welthandelsrechtlich lässt die 
Entscheidung des EuGH keine Friktionen erkennen. Denn das hier theoretisch denkbare 
Schiedsverfahren müsste im Lichte des SPS-Übereinkommens16  durchgeführt werden, das 
aber Aspekte des Vorsorgeprinzips schützt und zudem zur Rechtfertigung staatlicher 
Restriktionen bestimmter Technologien jegliche wissenschaftliche Einwände genügen lässt. 
Das geltende Gentechnikrecht ist somit nicht nur ein geeignetes, sondern vor allem auch ein 
unverzichtbares Instrument, um die notwendige  Evaluierung der mit den neuen 
Gentechniken  potenziel   einhergehenden Risiken  sicherzustellen. Weder das europäische 
Saatgutrecht, noch das Lebens- und Futtermittelrecht wären auch nur ansatzweise geeignet, 
adäquate Prüf-  und Kontrol maßstäbe für neue Gentechniken zur Verfügung zu stel en.17 
Schon der Regelungszweck dieser gänzlich anders gelagerten Regularien steht einer 
Übertragung auf gentechnikrechtliche Fragestel ungen entgegen. 
6.  Wahlfreiheit muss gewährleistet sein 
Für  Verbraucherinnen, Verbraucher, Landwirtinnen, Landwirte  oder Lebensmittelherstel er 
ist die Wahlfreiheit  ein wichtiges Gut.  Für die Produzenten von landwirtschaftlichen 
Produkten ist außerdem eine Gewährleistung der Koexistenz zwischen konventionel er und 
ökologischer Landwirtschaft neben der mit gentechnisch verändertem Saatgut gesetzlich 
verankert (EU-Verordnung 1829/2003). Für die ökologische und gentechnikfreie 
konventionel e Landwirtschaft ist dabei die Verwendung gentechnisch veränderten Saatguts 
ausgeschlossen. 
Nur eine eindeutige Kennzeichnung  der Produkte kann Wahlfreiheit und Koexistenz 
gewährleisten. Die Rückverfolgbarkeit ist daher nicht nur für das Monitoring, sondern auch 
für die Wahlfreiheit, den Verbraucherschutz und faire wirtschaftliche 
Wettbewerbsbedingungen wichtig. 
In der derzeitigen Debatte wird oftmals argumentiert, dass ein Nachweis  von 
Veränderungen, die durch neue Gentechniken verursacht sind, nicht immer sicher geführt 
und daher die derzeitige Regulierung der neuen Gentechniken nicht angewendet werden 
                                                      
15 Schröder, Freisetzung von gentechnisch veränderten Organismen, in: ZUR 2011, 422 (425) unter Hinweis auf Voß, Die 
Novel e der Freisetzungsrichtlinie – Richtlinie 2001/18/EG, 2006, S. 183; Herdegen/Dederer, in: dies. (Hrsg.), Internationales 
Biotechnologierecht, Ordner 1, 54. Aktualisierung November 2018, EU-Recht/Erläuterungen I 2, Rn. 49. 
16 Übereinkommen der Welthandelsorganisation über sanitäre und phytosanitäre Maßnahmen. 
17 https://www.bfn.de/fileadmin/BfN/recht/Dokumente/NT_Auffangrechte_RGutachten_Spranger.pdf 


link to page 8 link to page 8 link to page 8 kann. Hier müssen allerdings zwei Fälle unterschieden werden:  die Entwicklung einer 
Nachweismethode im Rahmen einer Zulassung und der  Nachweis von nicht zugelassenen 
nGVO in der EU. 
Ist die Veränderung einer DNA-Sequenz bekannt, kann diese in der Regel auch nachgewiesen 
werden.18 Daher sollte es für Firmen, die eine Zulassung in der EU beantragen auch möglich 
sein,  die gesetzlich vorgeschriebene  Nachweismethode mitzuliefern.  Eine Rückverfolgung 
von Produkten, die mit Hilfe der neuen Gentechniken hergestel t wurden, kann auch über 
eine Kennzeichnung funktionieren. Eine Kennzeichnungspflicht ohne technische 
Nachweisbarkeit existiert im  Übrigen  bereits bei der Kennzeichnung  von Produkten aus 
ökologischem Anbau sowie in anderen Zusammenhängen.19 
In Ermangelung international harmonisierter Regeln existieren derzeit keine Nachweise für 
nicht in der EU zugelassene nGVO
, die beispielsweise als Verunreinigungen in Saatgut von 
Lebens-  und Futtermitteln mit importiert werden. In Europa wird allerdings aktiv an der 
Entwicklung von Methoden geforscht, die Hinweise auf die Verwendung neuer 
Gentechniken bei der Manipulierung von Erbgut geben können. Vergleichbare  Probleme 
beim Nachweis gibt es auch bei der klassischen Gentechnik.
  Enthält eine GV-Pflanze 
beispielsweise keine der üblich verwendeten Elemente, wird diese mit den derzeit 
angewendeten Methoden nicht als GVO identifiziert. Das BfN hat eine Literaturstudie zu 
Möglichkeiten und Grenzen des Nachweises von GVO, die mit neuen oder bisherigen 
Gentechniken verändert wurden, in Auftrag gegeben. Das BfN setzt sich außerdem für ein 
internationales Register al er freigesetzten GVO ein, um die nötigen Informationen für eine 
Nachweismethode zu ermitteln.20 Dies schließt explizit neue Gentechniken mit ein. 
7.  Nachhaltige Landwirtschaft 
Über die  den neuen Gentechniken  zugeschriebenen Potentiale  wird  auch die Hoffnung 
thematisiert, dass diese im Zusammenhang mit der Entwicklung einer  nachhaltigen 
Landwirtschaft und im Zuge einer Anpassung an den  Klimawandel eingesetzt werden 
können.  Hierzu zählt die Verfolgung von Zuchtzielen  wie Trockentoleranz, 
Krankheitsresistenz und ggfs. Herbizidresistenz zur Pestizideinsparung. Die Möglichkeit 
prinzipieller Ertragssteigerung mit neuen Gentechniken wird in der Forschung diskutiert z.B. 
durch Erhöhung der Kohlenstofffixierung, obwohl bekannt ist, dass der Ertrag gegenwärtig 
                                                      
18 Duensing et al., Novel Features and Considerations for ERA and Regulation of Crops Produced by Genome Editing. Front. 
Bioeng. Biotechnol. 6, 13390 (2018), doi:10.3389/fbioe.2018.00079. 
19(1) Die Kennzeichnung von Produkten aus biologischer Landwirtschaft basiert auf der Kennzeichnung und Kontrol e 
entlang der Herstel ung- und Lieferkette, denn technisch sind die Produkte von konventionellen nicht unterscheidbar. (2) 
Produkte aus GVO wie Öl oder Zucker sind kennzeichnungspflichtig, auch wenn ihre transgene Herkunft im Produkt selbst 
nicht mehr nachweisbar ist. (3) Im Röntgenpass wird die verabreichte Dosis erfasst, auch wenn die Anwendung der Technik 
im Gewebe oder Organ nicht mehr nachweisbar ist. 
20 Eckerstorfer et al., Plants Developed by New Genetic Modification Techniques-Comparison of Existing Regulatory 
Frameworks in the EU and Non-EU Countries. Frontiers in bioengineering and biotechnology. 7, 26 (2019), 
doi:10.3389/fbioe.2019.00026. 


link to page 9 link to page 9 durch andere Faktoren begrenzt wird.21 
Die  Pflanzenforschung nimmt hierbei vor allem die  Eigenschaften  der Nutzpflanze  in den 
Blick. Wesentlich ist aber auch der Einfluss, den das Bewirtschaftungssystem auf wichtige 
Parameter wie Pflanzengesundheit, Ertrag und Schädlingsbefall hat. Eine nachhaltige 
Landwirtschaft hat dabei nicht nur die Reduktion des Pestizid- und Düngereintrags oder eine 
Erhöhung der Klimatoleranz in den Blick zu nehmen. Sie muss langfristig auch Güter wie die 
Bodenfruchtbarkeit und die Biodiversität  erhalten und verbessern, die wenig von den 
Eigenschaften einer Nutzpflanze allein abhängen. Nur so leistet sie einen aktiven Beitrag zum 
Umwelt- und Naturschutz. Dies relativiert den prinzipiellen Beitrag, den neue Gentechniken 
für eine nachhaltige Landwirtschaft leisten können. Sol ten mit neuen Gentechniken 
tatsächlich komplexe  Eigenschaften erfolgreich entwickelt werden, stel t sich die 
weiterführende Frage, ob dies tatsächlich zu einer nachhaltigen Landwirtschaft führt oder 
nicht vielmehr die gegenwärtige, ressourcenverbrauchende Landwirtschaft stützt. 
Zu betonen sind hingegen  die  Chancen, die die  neuen Gentechniken sicher für  die 
Grundlagenforschung
  bieten. Ein besseres Verständnis des Verhältnisses von Genotyp zu 
Phänotyp  bildet einerseits erst die Voraussetzung für die gezielte Anwendung neuer 
Gentechniken; andererseits würde  auch  die Pflanzenzüchtung al gemein von neuen 
Grundlagenerkenntnissen profitieren. Zur Klimaanpassung gewünschte Eigenschaften wie 
Trockenheits-  und Salztoleranz, gutes Wachstum auf nährstoffarmen Böden oder auch 
Krankheitsresistenzen sind häufig Eigenschaften mit komplexer genetischer Grundlage, die 
nur unvol ständig verstanden sind.  Derzeit  deutet die Datenlage darauf hin, dass  sich 
beispielsweise  Trockentoleranz besser mit moderner konventionel er Züchtung erreichen 
lässt, als mit (neuer) Gentechnik.22 Eine Einschätzung des derzeitigen Forschungstandes lässt 
schlussfolgern, dass es  die trocken-  und überflutungstolerante „Klimapflanze“ so schnel  
nicht geben wird, da die erwünschten multiplen  Eigenschaften  wiederum mit multiplen 
Genen  verknüpft sein können.  Auch in diesem Bereich spielt die Bodengesundheit eine 
wesentliche Rol e, da ein gut aufgebauter Boden eine höhere Wasserhaltekraft mit aktivem 
Bodenleben hat und somit zu einer besseren Resilienz in Trockenperioden führen kann. 
8.  Anwendungen im Naturschutz 
Mit  Entwicklung  und  Nutzung  der neuen Gentechniken werden auch  Anwendungen von 
Gentechnik für den Naturschutz diskutiert, die allerdings neben signifikanten 
Herausforderungen im Bereich der Risikobewertung und des Monitorings auch 
grundsätzliche Fragen zur Vereinbarkeit mit Naturschutzkonzeptionen aufwerfen. Dabei ist 
die Bandbreite der diskutierten  Anwendungen groß und reicht von der Einführung 
synthetischer Gene zur Erhöhung der Varianz im Genpool, über die Nutzung von 
                                                      
21 Sinclair et al., Increasing Photosynthesis: Unlikely Solution For World Food Problem. Trends in plant science. (2019). DOI: 
10.1016/j.tplants.2019.07.008 
22 https://www.transgen.de/forschung/1431.gentechnik-wassereffizienter-mais-afrika.html 


link to page 10 link to page 10 link to page 10 link to page 10 link to page 10 link to page 10 link to page 10 synthetischen Gene Drives zur Ausrottung von invasiven Arten, bis hin zur Herstellung 
«naturidentischer» Versionen ausgestorbener  Arten. Solche Anwendungen sol en wild 
lebende Individuen in naturnahen Ökosystemen gentechnisch verändern und stel en somit 
einen Gegensatz zu bisher freigesetzten GVO (überwiegend GV-Nutzpflanzen in 
Agroökosystemen) dar.  Oftmals handelt es sich um komplexe GVO, bei denen eine 
Abgrenzung zur Synthetischen Biologie nicht mehr ohne weiteres möglich ist.23 
Die Herausforderungen an die Risikobewertung und das Monitoring sind vielfältig:  zum 
Beispiel sind neue Organismengruppen betroffen und die Veränderungen sol en gezielt in 
Ökosysteme eingreifen. An dieser Stelle wird auch auf die potentiell hochinvasive 
Eigenschaft von Gene Drives mit möglicherweise zeitlich und räumlich unbegrenzter 
Freisetzung von GVO hingewiesen.24  Auch die gewollte Ausrottung einer gesamten Art 
könnte mit dieser Technologie erreicht werden.25 All dies erfordert eine Weiterentwicklung 
der bisherigen Risikobewertung und des Monitorings für komplexe GVO (s.o.). 
Neben den großen Herausforderungen für die Risikobewertung und das Monitoring, werfen 
potentiel e  Anwendungen von Gentechnik im Naturschutz aber vor allem auch 
konzeptionelle und rechtliche Fragen  auf.  Auf internationaler Ebene wurde dies durch ein 
Expertengremium im Rahmen der Biodiversitätskonvention für gewisse Anwendungen der 
Synthetischen Biologie, inklusive Gene Drives, hervorgehoben.26  Unklar ist unter anderem 
der Status von ursprünglich geschützten Arten, die gentechnisch verändert wurden. Oder die 
Frage inwieweit eine (unbeabsichtigte) Grenzüberschreitung von Gene Drives rechtliche 
Probleme generiert. Auf konzeptionel er Ebene ist gesel schaftlich zu klären, ob diese 
Anwendungen mit aktuel en Naturschutzkonzepten vereinbar sind. 
9.  Gesellschaftlicher Diskurs 
Die regelmäßig im Auftrag von BMU und BfN durchgeführten bundesweit repräsentativen 
Naturbewusstseinsstudien zeigen eindeutig die überwiegend  ablehnende Haltung der 
Bevölkerung gegenüber dem Einsatz von GVO in der Landwirtschaft.27 Das Bundesinstitut für 
Risikobewertung (BfR) hat sowohl in Fokusgruppen-Interviews28  als auch in einer aktuel  
veröffentlichten Verbraucherkonferenz29  festgestellt, dass die Genomeditierung  von den 
Teilnehmenden fast durchweg als Gentechnik angesehen wird. Es handelt sich hierbei nicht 
um repräsentative Umfragen, trotzdem ist der Trend dahin eindeutig, dass in der 
                                                      
23 Redford et al., Genetic frontiers for conservation: an assessment of synthetic biology and biodiversity conservation: 
technical assessment (IUCN, International Union for Conservation of Nature, 2019). 
24 Noble et al., Current CRISPR gene drive systems are likely to be highly invasive in wild populations. eLife. 7 (2018), 
doi:10.7554/eLife.33423. 
25 Webber et al., Opinion. Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America. 112, 10565–
10567 (2015), doi:10.1073/pnas.1514258112. 
26 CBD/SYNBIO/AHTEG/2019/1/3, Seite 9, https://www.cbd.int/meetings/SYNBIO-AHTEG-2019-01 
27 https://www.bmu.de/publikation/naturbewusstsein-2017/ 
28 https://mobil.bfr.bund.de/cm/350/durchfuehrung-von-fokusgruppen-zur-wahrnehmung-des-genome-editings-crispr-
cas9.pdf 
29 https://www.bfr.bund.de/de/verbraucherkonferenz_genome_editing.html 


Bevölkerung gegenüber Genomeditierung ähnlich große Vorbehalte  wie bei klassischen 
GVO herrschen. Auch dies muss in der Debatte um die Regulierung der neuen Gentechniken 
mit berücksichtigt werden. 
Das Instrument der Technikfolgenabschätzung (TA) könnte hier dazu beitragen,  eine 
bessere Informationsbasis zu schaffen und normative Orientierungen zu geben. TA kann 
unterstützt von nachvol ziehbaren Kriterien und wissenschaftlichen Methoden klassische 
aber auch neue GVO beurteilen und damit zu einer Einigung auf gemeinsame Ziele aber auch 
akzeptable Unsicherheiten beitragen, die eine breitere gesel schaftliche Perspektive 
benötigen. Dies wird in einem Forschungs- und Entwicklungsprojekt des BfN, welches noch 
in 2019 starten sol , untersucht. 
10. Zusammenfassung 
Das Potential der neuen Gentechniken verdeutlicht, dass sich mit ihnen Chancen wie Risiken 
für Mensch und Natur verbinden  können. Diese gilt es einzuschätzen  –  bereits kleine 
Änderungen können große Wirkungen haben. Dazu sind  eine angemessene, am 
Vorsorgeprinzip orientierte Risikobewertung und ein Monitoring erforderlich, die nur durch 
entsprechende Regulierungen im Gentechnikrecht sichergestellt werden können. 
Das Urteil des EuGH vom 25.07.2018 nimmt die Dynamik der Technikentwicklung und das 
Potential, Organismen schnel  und umfangreich zu verändern, ernst und entspricht demnach 
auch dem heutigen Stand der Wissenschaft. Zwar sind Genomeingriffe jetzt technisch 
einfacher, doch viele erhoffte Eigenschaften,  beispielsweise  Trockentoleranz,  lassen sich 
wegen ihrer komplexen genetischen Grundlage keinesfalls leicht realisieren. Zugleich können 
diese Eigenschaften das Ausbreitungs-  und Verwilderungspotential erhöhen  und sich mit 
nicht  vorhersehbaren  unbeabsichtigten  bzw. unerwünschten Nebenwirkungen verbinden. 
Eine dem Vorsorgeprinzip gerecht werdende Risikobewertung sollte immer eine 
Einzelfal prüfung sein, die neben Art und Umfang der Veränderung auch Wechselwirkungen 
mit der Umwelt berücksichtigt. 
Häufig wird behauptet, Genomeditierung sei im Vergleich zu anderen Methoden „naturnah“ 
und die größere Naturnähe mit einem geringeren Risiko gleichgesetzt. Dies ist jedoch ein 
Fehlschluss und für eine Risikobewertung ungeeignet, denn auf dem Prüfstand des Rechts 
steht der Mensch und sein Handeln, nicht die Natur. 
Wir möchten betonen, dass die  Potentiale  der neuen Gentechniken nur dann sicher 
ausgeschöpft  werden  können,  wenn  eine verlässliche Risikobewertung  vor und ein 
aussagekräftiges Monitoring nach einer Zulassung stattfinden. Dies setzt voraus, dass 
mögliche Risiken untersucht und geprüft werden, statt sie den neuen Gentechniken pauschal 
abzusprechen. Forschung und Entwicklung müssen hierbei die Belange des Natur-  und 
Umweltschutzes berücksichtigen. Regulierung ist hier als Chance zu verstehen und nicht als 
Verhinderung. Sie gewährleistet Koexistenz für die Landwirtschaft sowie Wahlfreiheit für die 
Bevölkerung und schafft das notwendige Vertrauen. 
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